Ein Sportplatz entsteht

Die Geschichte des neuen Sportplatzes in Oberriexingen ist eng verknüpft mit der Entwicklung unserer Stadt und des TSV. Wenn wir einmal ganz weit zurückblicken, dann liegen die ersten Wurzeln eines Sportplatzes etwa im Jahr 1929. Damals hat man „nach langen und zähen Verhandlungen mit einer Frau Klink aus Unterriexingen“ ein Gelände im Gewann „Dauseck“ (der sog. „Alte Sportplatz“ an der Kreisstraße 1685) ankaufen und dann darauf den ersten Sportplatz unserer Stadt bauen können. Turnen lag damals schwer im Trend der Zeit und so wurde auf diesem Platz zunächst vor allem geturnt.

Die ersten Turnübungen auf dem Sportplatz „Dauseck“, 1936

Nach dem Krieg war sportliche Betätigung erstmal verboten, Ende 1945 wurde dann ein neuer Verein gegründet, der „Sportverein Oberriexingen“. Man wollte Fußball spielen und die amerikanische Besatzungsmacht erstellte einen provisorischen Platz auf der „Pfarrwiese“. Der neue Sportverein und der alte Turnverein fusionierten 1947 zum „Turn- und Sportverein Oberriexingen“ unserem TSV. Mit Hilfe der Stadt konnte 1948 ein weiteres Gelände im Gewann Dauseck angekauft und der Fußballplatz in seiner heutigen Größe erstellt werden.

In den 60er Jahren bekam der langgehegte Wunsch nach einem stadtnahen Sportplatz Schwung: die Stadt erwirbt das Gelände und 1967 kann mit dem Bau des Platzes mit viel Eigenleistung begonnen werden. Erich Bannert, damals etwa 11 Jahre alt, erinnert sich immer wieder gerne an seine Turnstunden in der Schule, in denen die Steine aus dem „steinigen Äckerle“ gelesen werden durften. Die Baukosten bringen den TSV bald in große finanzielle Bedrängnis, aber die Vorstandschaft um Roland Schubert kann den TSV mit Sparsamkeit und Verhandlungsgeschick wieder handlungsfähig machen. Das große Sportlerglück stellt sich dann 1972 ein, als nach langen Planungen endlich die Flutlichtanlage in Betrieb genommen werden kann und der Platz nun auch im Frühjahr und Herbst in den Abendstunden nutzbar ist.


Anpfiff zum Einweihungs-Spiel des Sportplatzes Mühlstraße, 1968

In diese Zeit fällt auch die erste Planung für einen zweiten stadtnahen Sportplatz, der direkt in der Verlängerung des Ersten gebaut werden soll. Sport hat Konjunktur, die Fußballer sind erfolgreich, der Gewinn der Fußball-WM 1974 und die erhaltene Selbständigkeit der Stadt hatten sicher viel zu den Plänen beigetragen. Ein Bebauungsplan wird aufgestellt, der in seinen Grundzügen noch heute Gültigkeit hat. Die Grundstücksverhandlungen stellen sich aber bald als schwierig heraus und es gibt noch zahlreiche andere sportliche Themen. So wird 1974 auch die Tennisabteilung gegründet, 1976 die ersten beiden Plätze gebaut. Und in den 80er Jahren steht der Bau von zwei Vereinsheimen für Fußball und Tennis auf dem Programm. Gleichzeitig zeigt sich ein stark wachsender Bedarf an Sporthallenkapazitäten. Die Festhalle, bis dahin einzige „trockene“ Turnfläche, platzt aus allen Nähten und die Stadt baut 1986 die heutige Sporthalle. Die bringt natürlich auch Entlastung bei den Fußballern, weil erstmals auch im Winter Ballspiele trainiert werden können und Hallenturniere möglich sind.


Luftbild vor Beginn der Baumaßnahme

Doch der TSV und die Stadt wachsen weiter, bald hat die Stadt 3.000 Einwohner, von denen rund 1.000 Sportler im TSV sind. Die Sportanlagen sind aber für 2.000 Einwohner und rund 500 Sportler ausgelegt. Der Sportplatz an der Mühlstraße leidet sichtbar und muss immer wieder wegen Unbespielbarkeit geschlossen werden. Im Jubiläumsjahr 2000 „100 Jahre TSV“, flammt der fast 30 Jahre alte Wunsch wieder auf und die alten Planungen werden aktualisiert. Zwischenzeitlich sind in der Verlängerung des „ersten Sportplatzes“ ein Kleinspielfeld, vier Tennisplätze mit Vereinsheim und das Vereinsheim der Kleintierzüchter entstanden. Und die Wohnbebauung „Eisberger“ ist dicht an der gewünschten Fläche.
Schnell stellt sich heraus, dass an eine ganz große Sportanlage mit 400-Meter-Laufbahn und Rasenfläche mit Bundesligamaßen nicht zu denken ist. Im März 2001 verabschiedet die Hauptversammlung einstimmig die ersten Pläne, im April geht dem Gemeinderat der Antrag auf Grundsatzbeschluss zu. Doch im Durchmarsch ist das Projekt nicht zu stemmen. Die Eigentümer der benötigten Grundflächen sehen ganz andere Verwertungen für die Flächen, die Verhandlungen sind in der Zwischenzeit nicht einfacher geworden. Die nächsten Anwohner wohnen sehr dicht an der projektierten Anlage und die Auflagen für Emissionen, wie es Amtsdeutsch heißt, wenn beim Sport Geräusche entstehen, sind erheblich. Außerdem ist das Gelände alles andere als ideal für den Bau eines Sportplatzes, es gibt eine Neigung mit  rund 10 Meter Höhenunterschied. In vielen Detailschritten wird optimiert. Fest steht die Laufbahn mit 110 Meter Länge, der Platz wird im Rahmen des Möglichen und Vernünftigen verkleinert, man einigt sich auf ein Rasenspielfeld von 64 x 100 Metern. Ein großer Diskussionspunkt ist das Niveau des Spielfeldes im schrägen Gelände. Wird das Vereinsheim der Kleintierzüchter hinter dem Platz untergehen, oder ist so viel Erde abzutragen, dass die Anlage allein wegen der Erdarbeiten kaum mehr zu bezahlen ist?


Sportplatz mit Laufbahn von Westen, 8/2007

Oft wird in diesen Tagen gefragt: warum muss der Sportplatz denn unbedingt an dieser Stelle entstehen. Eine einfache, einleuchtende Antwort ist bis heute geblieben: Damit die bestehende Sport-Infrastruktur hier weiter Sinn macht und alles in einer Achse vorhanden ist, auch zum Schutz und Nutzen unserer Kinder.
Es wird ein Lärmgutachten erstellt, das konkrete Nutzungszeiten festlegt – für den Sportverein eine hohe, gerade noch akzeptable Einschränkung. Die Gespräche über den Ankauf kommen vollends ins Stocken, zu unterschiedlich sind die Erwartungen der Eigentümer und das Angebot der Stadt. In der Zwischenzeit arbeitet der TSV an der Finanzierung. Denn die Fördermittel des Landes für den Bau der Anlage decken gerade mal 20 Prozent der Erstellungskosten, Grundstück und Geländebearbeitung gar nicht mit eingerechnet. Die Stadt ist bereit, das Grundstück in Erbpacht zur Verfügung zu stellen, aber den Bau soll der TSV stemmen. Jahr für Jahr wird eine hohe Rücklage gebildet, bis schließlich die Einigung mit den Eigentümern auf dem Tisch liegt. Fast überraschend verkaufen im Spätherbst 2005 die Eigentümer die so dringend benötigten Flächen an die Stadt, der große Konflikt ist beendet und durch die Reihen des TSV geht ein großes Aufatmen. Man rechnet mit einem Baubeginn im Jahr 2007 und will sich nun in aller Ruhe um die Genehmigungen, Detailplanungen, Ausschreibungen, Finanzierungen und und und kümmern. Man geht noch einmal in die Planungsphase und lässt sich verschiedene Alternativen zur Landschaftsgestaltung vorschlagen.


Alle Schüler haben fleißig mitgeholfen, 7/2006

Im Februar 2006 dann der große Knall: für den Bau der Umgehungsstraße Sersheim-Sachsenheim wird eine große Menge Aushub benötigt, eine einmalige Gelegenheit, die noch ungelöste Frage von rund 16.000 m³ überschüssigem Erdmaterial schnell und kostengünstig zu klären. Der Haken an der Sache: in knapp vier Wochen müssen die Bagger rollen, der Aushub wird sofort zu Beginn der Bausaison benötigt. Also werden innerhalb weniger Tage die Antragsunterlagen für den Sportbund, die Baubehörden samt Umweltschutz, Kredite und den letzten Beschluss im Gemeinderat zusammengestellt. Das letzte Wort hat dann die Hauptversammlung des TSV am 10. März 2006, die das Vorhaben einstimmig beauftragt. 10 Tage später rollen nach dem Spatenstich die Bagger und das Projekt ist durch nichts mehr aufzuhalten. Die Landschaft verändert sich täglich und Ende Mai kann der TSV im Fußball-WM-Jahr mit seinen vielen Eigenleistungen beginnen.

Aufstellen der Flutlichtmasten in Eigenarbeit, 9/2006

Drainagekanäle graben, die Entwässerung bauen, für Beregnung sorgen. Es sind nochmals viel m³ äußerst hartnäckiger Boden auszuheben und gegen Rohre und Kies zu tauschen. Dann sind die Umgehungswege zu bauen, Kabel zu verlegen, die Flutlichtmasten zu montieren und aufzustellen. Bei all dem haben viele Mitglieder und Bürger Wochenende für Wochenende in über 2.000 Arbeitsstunden geholfen und Gelder gespendet. Sogar die Grundschule hat einen Projekttag mit allen Kindern auf der Baustelle gemacht, damit das Gefühl für die eigene körperliche Beteiligung auch in die nächste Generation getragen wird. Ende Oktober 2006 konnte schließlich die Saat eingebracht werden und über viele Mühen, vielleicht auch über machen Streit konnte Gras wachsen.

 


Und so sieht unsere Sportanlage heute aus der Luft aus, 8/2007

Heute ist an der Stelle des ehemaligen Getreidefeldes eine ansehnliche Sportanlage zu sehen, die sich gelungen in Umgebung und Nachbarschaft einfügt. Die Stadt und der TSV Oberriexingen haben die neue Sportanlage am 23. September 2007 mit einem schönen Sportfest eingeweiht.

 

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